2011-08-08

Der inſtrumentaliſierte Inſtrumentaliſierer. Ein Rätſel-Trauerſpiel

Hier ein kleines Rätſel-Trauerſpiel. Wer es aufmerkſam durchliest, findet die Antwort auf die Rätſelfrage.

Rätſelfrage: Vertritt der Verteidiger den Iſlam oder vertritt er die SVP (oder eine andere rechtspopuliſtiſche Partei)?


Der inſtrumentaliſierte Inſtrumentaliſierer

Des Trauerſpiels Perſonen:

  • Die Anklage
  • Der Verteidiger

(Nachdem ein entſetzlicher Terroranſchlag geſchehen iſt.)

Die Anklage: Der Anſchlag hat es bewieſen: Ihr vertretet eine terroriſtiſche Ideologie.

Der Verteidiger: Wir vertreten keine terroriſtiſche Ideologie, ſondern unſere gerechte und wahre Überzeugung. Man muſs unbedingt differenzieren zwiſchen den echten Vertretern unſerer Überzeugung, die Gewalt ablehnen, und den irregeleiteten Terroriſten.

Die Anklage: Aber eure Überzeugung hat einen Nährboden für Terrorismus geſchaffen.

Der Verteidiger: Sie inſtrumentaliſieren da ein Verbrechen, um unſere Überzeugung ſchlechtzumachen. So einen fieſen rhetoriſchen Trick weiſen wir entſchieden zurück.

Die Anklage: Diſtanziert euch wenigſtens ausdrücklich von dem Terroriſten.

Der Verteidiger (ausweichend): Wozu denn? Der Terroriſt vertritt ja gar nicht unſere Ideologie, ſondern iſt doch nur geiſtesgeſtört. Es gibt alſo überhaupt nichts, wovon wir uns zu diſtanzieren bräuchten.


Auflösung der Rätſelfrage: Der Verteidiger vertritt die SVP (oder eine andere rechtspopuliſtiſche Partei), und nicht den Iſlam, denn ein Vertreter des Iſlams hätte ſich ausdrücklich vom Terrorismus diſtanziert, und nicht bei mutmaßlichen Krankheiten Ausflucht geſucht.

In der idealen Welt, wo die Leute auf Argumente hören, würde jetzt ein Vertreter der SVP ſeine erſtaunliche Nähe zum Iſlam erkennen. Schockiert darüber, daſs er mit einem Mal ſelber das Opfer der Inſtrumentaliſierung eines Verbrechens geworden iſt, würde er zukünftig ſelber keine Verbrechen mehr inſtrumentaliſieren. Von nun an würde er vorſichtiger Reden, damit ſeine Überzeugung nicht mehr als Aufruf zur Gewalt miſsverſtanden werden könnten.

In der realen Welt wird der Vertreter der SVP hartnäckig ſeine erſtaunliche Nähe zum Iſlam überſehen. Die Inſtrumentaliſierung von Verbrechen wird er gleichzeitig verurteilen, wo er ſelber zum Opfer wird, und unbeirrt weiterbetreiben, wo er ſeine Gegner zum Opfer machen kann. Wann immer ſeine Rede von einem entſetzlichen Terroriſten als Aufruf zur Gewalt miſsverſtanden wird, macht er es ſich einfach und ſtempelt den Terroriſten als Geiſteskranken ab, um ſich nicht diſtanzieren zu müſſen.

Der SVPler macht also weiter wie bisher. Zu hoffen iſt nur, das die eine oder andere Perſon, die bloß zum Proteſt für die SVP geſtimmt hat, deren widerſprüchliche Haltung zum Terrorismus durchſchaut und zukünftig eine löſungsorientierte Partei wählt.

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